„Sind schon alle da?“, fragt der Sprecher zu Beginn. Die Schauspieler*innen auf jeden Fall noch nicht. Aber das Stück wird gleich beginnen, da ist sich der Sprecher sicher. Sein Versuch, die Zeit zu überbrücken, gestaltet sich schwierig: Die Souffleuse hat nämlich einen eigenen Text vorbereitet; ein outrierender König Lear und ein telefonierender Bote mit Beziehungsproblemen funken immer wieder dazwischen, während der Elektriker vergeblich versucht, eine Unterschrift zu bekommen. Miroslava Svolikova schafft eine sprachwitzige Farce, die sich in humorvollen Wortkaskaden über die Liebe, große Erwartungen und das Theater ergießt. Es geht auch um die Frage, welche Position sich in der Welt behaupten kann: der inhaltslose Sprecher, der Elektriker, der die Welt ganz funktional versteht, der alte Lear, der nicht in die Jetztzeit findet und vom Vergangenen träumt oder die Souffleuse, die endlich aus dem Schatten tritt und sichtbar wird.
Linz-Premiere des Gewinnerstücks des Autor*innenpreises der Theaterallianz
Eine Produktion des Theater am Lend, Graz
Mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes