das maß der dinge

aus dem Amerikanischen von Jakob Kraut

Sujet: Dini Hroß
Premiere:
26.01.2012
Dauer:
-
Spielstätte:
Balkon

Besetzung



Kostüme
Ilona Glöckel

Musik
Armin Lehner

Lichtgestaltung
Nico de Rooij

Lisa Fuchs
© Raphaela Danner
Lisa Fuchs
Matthias Hack
© Tania Marcadella
Matthias Hack
Theo Helm
Theo Helm
Nicola Trub
© Rich Serra
Nicola Trub

Inhalt

Adam, ein Anglistikstudent, jobbt als Aufseher in einem Museum, wo er die Kunststudentin Evelyn daran hindern will, einer nackten Männerstatue einen Penis aufzusprühen. Für Evelyn eine Protestaktion gegen Zensur, für Adam schlicht ein Regelverstoß. Aus den gegensätzlichen Figuren wird dennoch ein Paar, und nach und nach verwandelt Evelyn den linkisch-schüchternen Adam in einen heiß begehrten „Loverboy\". Seine Brille ersetzt sie durch Kontaktlinsen, sie ändert seinen Haarschnitt, seine Kleidung, schickt ihn ins Fitnessstudio und krempelt sein Leben bis in die intimsten Einzelheiten um. Kurzum: sie schafft einen neuen Menschen. Seine zwei besten Freunde, Jenny und Phillip, beobachten zunächst amüsiert Adams Metamorphose. Noch ahnen sie nicht, dass auch sie bald Teil einer verhängnisvollen Affäre sind. 

Eine abgründige Komödie des US-Amerikaners Neil LaBute, die zeigt, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um ihre Visionen zu verwirklichen.

Einblicke


Dini Hroß
© Dini Hroß
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger

Pressestimmen

Evelyn erschafft sich ihren Adam

Eine sehr eigenartige Schöpfungsgeschichte hat der amerikanische Autor Neil LaBute mit „Das Maß den Dinge“ verfasst: Kunststudentin Evelyn erschafft sich ihren Spielgefährten Adam. Gelungene Premiere im Linzer Theater Phönix.

Jung, fesch, cool und schlagfertig sind die vier Protagonisten. Studierende, die nicht arbeiten, nur jobben. Müssen sie überhaupt arbeiten? Oder studieren und leben sie bloß? Egal, Neil LaBute geht es in diesem Stück um Beziehungen und Manipulation. Darum, wie weit jemand gehen darf und kann beim Versuch, den anderen zu beeinflussen und ihn zu einem anderen Wesen zu machen. Darum, wie weit sich jemand überhaupt formen lässt. Es ist eine von der Grundidee faszinierende Parabel, die sich auf den Mythos des antiken Künstlers Pygmalion bezieht, der sich in die nach seinen Vorstellungen und Wünschen von ihm geschaffene Statue verliebt.

Kunststudentin Evelyn tut es Pygmalion gleich, indem sie Adam für ein Kunstprojekt missbraucht, gleichsam aus lebendigem Fleisch ein neues Wesen formt. Das ist die ideale Rolle für Lisa Fuchs - oder eben umgekehrt. Sie pendelt mühelos zwischen leidenschaftlicher Verführerin, fieser IchAG und rhetorisch versierter Emanze, setzt den Blick der Naiven genauso überzeugend auf wie jenen der zu allem Entschlossenen. Regisseur Johannes Maile arbeitet genau an den von LaBute vorgegebenen Typen, gibt ihnen in Bewegung, Sprachduktus und Mimik den jeweils passenden Charakter. Großartig auch, wie Matthias Hack als Adam vom verklemmten Schüchti zum selbstbewussten Lover wird. Ja, er scheint tatsächlich in diesen eineinhalb Stunden Spieldauer zu erschlanken und fescher zu werden. Beachtlich.

Auch beim befreundeten Paar (Nicola Trub und Theo Helm) bleibt nichts so, wie es anfangs war.

Das Drama um Adam ist nicht nur Tragödie, aber auch nicht witzig, wenn es sich ab und an auch wie eine Komödie gebärdet. Es ist keine Liebesgeschichte, auch wenn es anfangs so ausschaut. Umso schwieriger ist es, den richtigen Weg zwischen all diesen Genres zu finden. Regisseur Maile ist auf dem richtigen Pfad und zeigt überdies Gespür dafür, dass Szenen, die durch viel Knutscherei ziemlich daneben gehen könnten, nicht peinlich wirken.

Nico de Rooij hat mit weißen Kartons aus dem Phönix-Balkon einen Kunstraum gemacht, eng, kahl und kühl wie das Gefühlsleben von Evelyn. Gut machen sich die kurzen Videosequenzen und Projektionen auf dem Flachbildschirm, die auch erzählendes Element sind.

Eine spannende Umsetzung eines Stückes, das nach der Uraufführung 2001 jahrelang zu den meistgespielten gehörte.

Silvia Nagl, OÖN, 28.01.2012

Wenn sich Eva ihren Adam selbst erschafft

Premiere: „Das Maß der Dinge" (2001) des US-Dramatikers Neil La Bute, ein Mix aus Komödie und Psychothriller, im Linzer Theater Phönix

„Erschaffe Kunst, aber verändere die Welt", lautet Evelyns Credo. Deshalb plant die Kunststudentin abends im Museum ein Attentat. Mit Farbspray, auf das Feigenblatt eines römischen Marmor-Schönlings. Da tritt der im Umgang mit dem anderen Geschlecht reichlich unbewanderte Museumswärter Adam, Student auch er, dazwischen - und in ihr Leben. Unter Evelyns Fittichen avanciert das hässliche Entlein zum begehrten Romeo. Eva erschafft sich ihren Adam sozusagen selbst. Liebe entspinnt sich. Oder das, was Adam dafür hält... Was anfangs als geschlechterverkehrte Version von Shaws Komödie „Pygmalion" (Professor macht aus Blumenverkäuferin Herzogin) erscheint, gemahnt im monströsen Finale eher an eine moderne Spielart von „Frankenstein". Hier mit der Schöpferin als dem wahren Monster.

In der Phönix-Inszenierung durch den Deutschen Johannes Maile kippt „Das Maß der Dinge" des Amerikaners Neil LaBute (*1963) von der lockeren Teenie-Komödie ins intensive Kammerspiel. Der Schluss, der alles bis dahin Geschehene auf den Kopf stellt, ist hier vielleicht nicht ganz so überraschend in Szene gesetzt, wie Schlüsse seit dem Film „Den sechste Sinn" offenbar nicht nur im Kino zu sein haben.

Hinter den schnoddrigen Gesprächen werden tiefsinnige Fragen über Kunst und Manipulation, Täuschung und Liebe angerissen, taucht man ein in eine kalte akademische Welt. Der Holländer Nico de Rooij hat diese Laborsituation im Bühnenbild kongenial zum Ausdruck gebracht: in Form des komplett mit weißen Schachteln steril ausgekleideten Raumes, den mal hell erleuchtet, dann wieder in intimes Zwielicht getaucht wird. Armin Lehner (Musik) hat die passenden subtilen Klänge beigesteuert. Videoprojektionen sorgen für einen bewegten Hintergrund, der bisweilen in das Spiel der Darsteller einbezogen wird: Matthias Hack durchläuft optisch nicht restlos glaubhaft die „Generalüberholung" und Wandlung vom schüchternen zum selbstsicheren Adam. Lisa Fuchs (Evelyn) überzeugt als kalte Intellektuelle ohne geringsten Anflug von Selbstzweifeln. Nicola Trub ist als miniberockte Jenny das genaue Gegenteil: warmherzig, zart fühlend, verführerisch. Auch Theo Helm als ihr hypernervöser Verlobter hat das Gehabe von Anfangszwanzigern gut drauf, auch wenn er in dem kleinen Raum vielleicht eine Spur zu aufgedreht agiert. Insgesamt: Sehenswert!

Andreas Hutter, Neues Volksblatt, 28.01.2012

Eine beinharte Menschenstudie

Neil LaButes „Das Maß der Dinge“ im Phönix-Theater Linz

Adam ist ein Schüchti und Evelyn eine Verführerin, die aus Adam einen Liebhaber macht. Am Ende folgt eine überraschende Wendung. „Das Maß der Dinge“ - aus der Feder des amerikanischen Dramatikers Neil LaBute - läuft im Linzer Theater Phönix als beinharte Menschenstudie mit sanftem Einstieg. Sehenswert!

Neil LaBute stellt unterhaltsam die Frage nach dem Verhältnis von der Würde des Menschen und der Freiheit der Kunst. Zuerst wirkt alles wie ein normales Beziehungsdrama: Evelyn lernt Adam kennen, der in einem Museum jobbt. Zwischen ihm und ihr, der Künstlerin mit richtigen „Statements“, entwickelt sich eine Romanze, in der aber vor allem Evelyn den Ton angibt.

Regisseur Johannes Maile macht aus der Pygmalion-Version eine packende Charakterstudie, die er in einem weißen Raum (Nico de Rooij) inszeniert. Obwohl der Dialog über weite Strecken flach wie aus  einer Fernsehserie abläuft, agieren die Schauspieler freudig und lassen sich auf ihre Figuren bis ins Detail ein. Lisa Fuchs entwickelt Evelyn zur mächtigen Verführerin. Theo Helm spielt einen selbstverliebten Macho, Nicola Trub seine nette Freundin Jenny. Besonders überzeugend ist Matthias Hack, der Adams Schüchternheit und Unerfahrenheit nie überstrapaziert, sondern mit feinfühliger Figurenführung dem Stück jenen Boden gibt, den es am Ende braucht.

Elisabeth V. Rathenböck, Krone, 28.01.2012

Kunst und ihre Grenzen

LINZ. Eine gelungene Inszenierung von Neil LaButes Theaterstück „Das Maß der Dinge" ist bis 11. März im Theater Phönix zu sehen. Die Frage, wo die Grenzen beginnen, wenn Kunst erschaffen wird, um die Welt zu verändern, ist Thema des Stücks.

Nicht nur der „Balkon"-Bühnenraum, auch die maßgeschneiderte Besetzung überzeugten restlos. Lisa Fuchs' Darstellung der unberechenbaren Kunststudentin Evelyn und ihr kokettes Spiel mit der Handkamera begeisterte ebenso wie Matthias Hacks Figur des anfangs schüchternen Museumsaufsehers Adam. Dieser verwandelt sich durch die Beziehung mit Evelyn in einen attraktiven, selbstbewussten Mann. Auch Nicola Trub (Jenny) und Theo Helm (Philipp) zeigten in der Schöpfungsgeschichte der anderen Art ihr Können. Das Überschreiten der Grenzen der Kunst und die Schöpfung und Veränderung der Welt ist Thema des Stücks, und wurde durch das geniale Zusammenspiel von Ensemble, Raum und Bühne perfekt in Szene gesetzt. Unbedingt sehenswert.

, Tips, 01.02.2012