Rezensionen
„Odyssee Reloaded“
EH, Neues Volksblatt, 14.04.2016
Jugendtheater im Phönix
Stell‘ dir vor, du müsstest zehn Jahre herumirren. Liebe Göttinnen und Götter, da braucht es eine demokratische Entscheidung im Olymp. Die Mehrheit sagt: Odysseus darf heimkehren! Zum zehnjährigen Jubiläum der theaterpädagogischen Projektarbeit von Verein ADA und Theater Phönix entwickelte Regisseurin Sina Heiss eine eigene Version des antiken Stoffes. Protagonisten sind 14 Jugendliche mit Migrationshintergrund im Alter von 14 bis 18 Jahren. Premiere war am Dienstag. Alle wollen den Odysseus spielen. Gut, so spielt jeder einmal den Helden. Wie im richtigen Leben, da möchte auch jeder die Hauptrolle spielen. Redlich bemüht man sich im Olymp, dem Publikum zwischendurch die mythologische Handlung im Homer'schen Sinn zu erklären. Doch selbst mithilfe der Götter fällt es schwer, sich zurechtzufinden. Konsequent kommen alle zehn Etappen der Irrfahrt vor, inklusive Beginn und Finale in Ithaka.
Bei Helios etwa gibt's jede Menge Fastfood. Eine Gelegenheit, um in der knappen Stunde pädagogisch Wertvolles zu verpacken: Mülltrennung, Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, Atombomben, Artensterben. Jeder macht das, was er am besten kann, und jeder kann alles, tanzen, singen, sprechen. Der Spaß daran ist ersichtlich. Hervorragend begleiten vier Musiker mit Sounds, Liedern und Tanzmusik. Berechtigte Schlussfrage: „Worum geht es eigentlich?" Antwort: „Wir sitzen alle im selben Boot." Damit auf den moralischen Punkt gebracht, endet die chaotische Performance. Begeisterter Applaus.